Die aktuelle Situation an den Märkten ist außergewöhnlich. Das werden die Heerscharen neuer (Möchtegern-)Trader zwar nicht so wahrnehmen, weil ihnen die Erfahrung fehlt, aber genau das ist eines der großen Probleme derzeit. Die Bubble-Anzeichen in Segmenten des Marktes sind unübersehbar. Ray Dalio spricht von 5 oder 10% der Aktien seien in Bubble-Territorium. Damit sind die Growth-Stocks gemeint, die wir traden/investieren. Aber auch etliche Marktindikatoren sind ständig am Anschlag. Zum Beispiel ist das extreme Anschwellen der Hebelprodukte, allen voran der Optionen ein Warnzeichen. Dazu die Überspekulation der Kleinanleger. Der Buffet-Indikator ist auf Allzeithoch. In der folgenden Grafik des Buffet-Indikators ist sehr schön zu erkennen, dass sich der Gesamtmarktwert weit von dem Bruttosozialprodukt (GDP) entfernt hat.

Was der Buffet-Indikator allerdings nicht berücksichtigt ist die Geldmenge. Also aktuell das QE und ZIRP der FED. Diesen Umstand berücksichtigt der modifizierte Indikator von Guru.com:

Wir führen einen weiteren Faktor ein, der ebenfalls die gesamte Marktkapitalisierung beeinflussen könnte, nämlich das Gesamtvermögen der Federal Reserve Bank….

Seit Jahrzehnten wird die Fed-Bilanz zur Vorhersage von Veränderungen im Wirtschaftszyklus verwendet. Die Ausweitung und Schrumpfung der Fed-Bilanz kann durchaus Einfluss auf die Wirtschaft und den Konsum von Privatpersonen und Unternehmen haben, was wiederum den Aktienmarkt beeinflusst…..

Auch nach dem modifizierten Buffet-Indikator ist der Markt stark überbewertet!

Allerdings ist der Markt gespalten. Viele Sektoren hinken den Growth-Aktien hinterher. Value ist in den letzten Woche immer mal wieder gefragt gewesen. Ein unerwartetes Comeback der Banken und Energy/Öl-Unternehmen war die Überraschung in 2021. Dennoch konnte man mit unseren Growth-Aktien und angemessenem Risk-Management den Markt stark outperformen. Und ein Blick in meine Langfristdepot bestätigt die Strategie in innovative und stark wachsende Unternehmen zu investieren.

Value oder Growth?

Wie lange wird Value haussieren? So lange bis auch diese Werte keine Fantasie mehr bieten.
Woher kommt die Fantasie? Wachstum? Haben Value-Werte kaum oder gar nicht vorzuweisen. Unterbewertung? Ja, klar. Aber wie lange dauert es bis sie nicht mehr unterbewertet sind? Langfristig ist die Performance von Value-Aktien unterirdisch. Selbst Buffet schaut nach Wachstum (einfach ausgedrückt) bei seinen Invests.

Growth (Wachstum) ist die Hauptursache für die Performance von Aktien:
In der Grafik ist auch sehr schön zu erkennen, warum ich bei den 10X-Fokusaktien den Anlagehorizont auf 5 Jahre festgelegt habe. Nach 5 Jahren geht das Wachstum zurück. Die Margen nehmen ab.

 

“Ich bin ein großer Fan von Wachstum. Bei Wachstum geht es darum, die Zukunft vorherzusagen, bei Value geht es normalerweise darum, die Vergangenheit zu reparieren.”, Sagte Laffont, Manager für Wachstums-Hedgefonds, der letztes Jahr 1,6 Mrd. USD verdient hat.

Unterhaltsame Tatsache: Nur 10 Prozent der S & P-Unternehmen wachsen 20 Prozent oder mehr. Sie haben 100B Bargeld. Inzwischen haben die anderen 90 Prozent 1,8T Nettoverschuldung. Alle Wachstumsunternehmen haben das Geld, die alten Unternehmen die Schulden. Viel Glück im Wettbewerb gegen die Innovatoren!

Ritt auf der Rasierklinge

Insgesamt ist die Lage aber ernst und die teils exorbitanten Kurssteigerungen bei Ein­zeltiteln sollten uns nicht als Zeichen einer gesunden Stärke missinterpretiert werden. Mit platzen der Blase, wird dem Markt viel Liquidität entzogen werden. Die Ebbe senkt alle Boote. Die überbordende Bereit­schaft zur Spekulation der jungen Börsianer, braucht aber einen mittleren Dämpfer damit sie auf den Boden zurückgeholt werden. Und damit auch die Überwertung des Marktes abgebaut wird. Aber auch ohne platzen der Blase wird dem Markt Liquidität entzogen werden, wenn die Stimuluszahlungen mit Öffnung der Wirtschaft eingestellt werden. Dann wird auch Geld von Aktien abgezogen und in den Konsum gesteckt.

Die nächsten ein bis drei Monate werden wahrscheinlich solch ein reinigenden Gewitter zeigen. Allerdings spricht ein Fakt dagegen. Ein wesentliche Gegenargument ist die aktuelle Häufung von Crashwar­nungen aus allen Ecken und Enden. Denn echte Crashs kommen aus heiterem Himmel – wie ziemlich genau vor einem Jahr der Corona-Crash. Es ist immer der unbekannte Faktor, der die Börse in eine Krise stürzen lässt. Ich hatte in der Vergangenheit schon meine Zweifel geäußert, dass der Bullenmarkt einfach so in den nächsten zwei Jahren anhalten wird, nur weil die FED QE und ZIRP aufrechterhalten will. Nur glaube ich das nicht. Unbekannte Faktoren könnten die FED früher zwingen, dem Markt Liquidität zu entziehen oder der Markt sorgt selbst dafür. Siehe gestiegene Zinsen bei 10-jährigen Bonds!

Inflation

Ja und die Inflation könnte die FED auch noch zwingen früher die Zinsen zu erhöhen. Schon im Januar sind die Verbraucherpreise stark angezogen und sollte der Trend sich fortsetzen, könnte die FED gezwungen sein, früher als alle erwarten, die Zinsen anzuheben.

Ich gehe aber davon aus, dass der Boom auch nach einer Korrektur noch eine Weile andauern wird, die Märkte also dank „freundlicher” Unterstützung der Notenbanken rasch wieder Tritt fassen werden. Die expansive Geldpolitik gleicht einem Ritt auf der Rasierklinge. Mit hoher Volatilität ist zu rechnen. Scharfe Korrekturen können den Tech-Titeln schnell 60% Wertverlust bescheren! Es ist ratsam sich auf fundamental gute Tech-Titel, wie Five 9 zu konzentrieren. Profitable und Cash-Flow positive Growth-Titel dürften besser durch einen Abverkauf kommen. Langfristig sind schuldenfreie und Cash-Flow positive Growth-Stocks weitaus sicherere Investments, weil Zinsanhebungen ihnen nicht finanziell schaden.

Fazit:

Seit auf der Hut. Gehe weniger Risiko. Sei wählerischer. Trade weniger. Overtrading ist ein Rezept für Misserfolg. Halte mehr Cash, um in größeren Korrekturen einkaufen zu können bzw. die besten Aktien nachkaufen zu können.